Kinderturnen gehört zu den beliebtesten Bewegungsangeboten in Kitas und Vorschulen. Es fördert die motorische, emotionale und soziale Entwicklung von Kindern und schafft zugleich wichtige Grundlagen für Körpergefühl, Teamgeist und Selbstständigkeit. Für Erzieher:innen bietet das Kinderturnen unzählige Möglichkeiten, Bewegung spielerisch in den Alltag einzubinden – strukturiert, sicher und mit viel Spaß. Besonders feste Rituale geben Orientierung, schaffen Vertrauen und machen Turnstunden zu einem wiederkehrenden Highlight in der Woche.
Expertenzitat:
„Kinderturnen ist weit mehr als Bewegung – es ist ein Lernraum für Selbstvertrauen, Gemeinschaft und Körperbewusstsein.“ – Sandra, Redaktion kitapilot.de

Balance auf dem Pezziball – eine Kinderturnen-Idee für Erzieher:innen, die Körpermitte, Koordination und Körperspannung stärkt.
Die Bedeutung von Kinderturnen für die frühkindliche Entwicklung
Kinder erleben die Welt über Bewegung. Im Alter von ein bis sechs Jahren ist Motorik eng mit kognitiver und emotionaler Entwicklung verknüpft. Wenn Kinder laufen, klettern, rollen oder balancieren, trainieren sie nicht nur Muskeln, sondern auch Wahrnehmung, Orientierung und Problemlösungsfähigkeit.
Kinderturnen bietet einen strukturierten Rahmen für diese Entwicklung. Durch gezielte Bewegungsanlässe lernen Kinder, Aufgaben zu bewältigen, sich gegenseitig zu helfen und Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Bewegung unterstützt zudem Sprache und Konzentration – zwei Faktoren, die für den späteren Schuleinstieg entscheidend sind.
Die wissenschaftliche Forschung zeigt deutlich: Kinder, die regelmäßig in Bewegung sind, verfügen über bessere Selbstregulation, eine ausgeprägtere Feinmotorik und mehr Selbstvertrauen. Dabei kommt es weniger auf sportliche Leistung als auf Freude, Wiederholung und Gemeinschaft an.
Zitat:
„Kinderturnen wirkt wie ein Motor für Lernprozesse – wer sich bewegt, lernt, sich und andere zu verstehen.“ – Sandra, Redaktion kitapilot.de
Bewegungslandschaften im Eltern-Kind-Turnen: 75 Stationskarten für das ganze Jahr
- Grüger, Constanze(Autor)
Rituale im Kinderturnen – Sicherheit, Struktur und Freude
Rituale sind das Herzstück jeder Turnstunde. Sie schaffen Orientierung, vermitteln Sicherheit und geben Kindern das Gefühl, Teil einer vertrauten Gruppe zu sein. Besonders im Kita-Alltag, in dem viele Eindrücke und Übergänge erlebt werden, bieten Rituale eine wichtige Konstante.
Warum Rituale so wichtig sind
- Struktur schaffen: Kinder wissen, wann die Stunde beginnt und endet.
- Verlässlichkeit vermitteln: Wiederkehrende Elemente geben Halt.
- Sozialverhalten fördern: Gemeinsames Singen oder Klatschen stärkt die Gruppe.
- Konzentration aufbauen: Rituale helfen, den Fokus auf die bevorstehende Bewegung zu richten.
- Emotionale Sicherheit geben: Bekannte Abläufe nehmen Angst vor Neuem.
Erzieher:innen sollten Rituale nicht als starres Schema sehen, sondern als lebendige Struktur, die individuell angepasst werden kann. Die beste Routine ist jene, die sich natürlich in die Gruppendynamik einfügt.

Partnerübung auf der Matte – ein einfaches Kinderturnen-Ritual, das Achtsamkeit, Körperspannung und respektvolle Zusammenarbeit stärkt.
Anfangsrituale – der Einstieg in die Bewegungswelt
Eine Turnstunde beginnt idealerweise ruhig, aber aktivierend. Der Einstieg sollte den Übergang vom freien Spiel oder Morgenkreis in den Bewegungsraum erleichtern.
Beispiele für Anfangsrituale
- Begrüßungslied: „Hallo, schön, dass du da bist“ – jedes Kind wird namentlich begrüßt.
- Begrüßungsspruch: Kurze Reime wie „1, 2, 3, 4 – alle Kinder sind schon hier!“ fördern Sprachrhythmus und Gruppengefühl.
- Materialübergabe: Jedes Kind erhält einen Ball, Reifen oder ein Tuch – als Symbol, dass es nun Teil der Bewegungsgemeinschaft ist.
- Zauberglocke oder Klangschale: Ein akustisches Signal markiert den Beginn der Stunde und schafft sofort Ruhe.
Diese Rituale können mit Musik, Bewegungsgeschichten oder Handpuppen verbunden werden. Wichtig ist, dass alle Kinder aktiv einbezogen werden.
Aufwärmphase – Energie und Körperbewusstsein
Nach dem Begrüßungsritual folgt die Aktivierung. Ziel dieser Phase ist, Muskeln aufzuwärmen, Kreislauf und Atmung zu fördern und gleichzeitig die Aufmerksamkeit zu bündeln.
Klassische Aufwärmspiele:
- Feuer, Wasser, Blitz: Kinder reagieren auf Zurufe und lernen schnelle Bewegungswechsel.
- Tiere wachen auf: Kinder imitieren Bewegungen verschiedener Tiere – ideal zur Dehnung und Fantasieanregung.
- Aramsamsam mit Mitmachbewegungen: Fördert Rhythmusgefühl und soziale Koordination.
- Kettenfangen: Aus einem Fänger werden viele – trainiert Reaktion und Teamgeist.
Ein bewährter Richtwert: 8–10 Minuten moderate Aktivierung genügen, um Körper und Geist auf den Hauptteil vorzubereiten.

Koordinationsleiter im Kinderturnen – einfache Parcoursstation für schnelle Füße, Balance und Teamdisziplin.
Der Hauptteil – Bewegungslandschaften und kreative Turnideen
Hier entfaltet sich das Kinderturnen in seiner ganzen Vielfalt. Bewegungslandschaften und Parcours ermöglichen freies Erkunden, fordern Gleichgewicht, Mut und Kreativität.
Gestaltungsideen für Bewegungslandschaften
- Klettern und Balancieren: Turnbank, Seile, Hocker, Sprossenwand.
- Springen und Landen: Weichbodenmatten, Kastenelemente, kleine Trampoline.
- Rollen und Kriechen: Tunnel, Teppichrollen, Mattenbahnen.
- Rutschen und Ziehen: Schräge Bretter, Rollbretter, Tücher.
Tipp: Durch Themenwelten („Abenteuer im Dschungel“, „Reise zum Mond“) wird Bewegung zum fantasievollen Erlebnis. Kinder erleben Geschichten mit dem Körper – ein Ansatz, der Sprache, Vorstellungskraft und Sozialverhalten stärkt.
Beispielhafter Aufbau einer Turnstunde
| Abschnitt | Dauer | Ziel | Beispielaktivitäten |
|---|---|---|---|
| Anfangsritual & Begrüßung | 5–10 Min. | Ankommen, Gemeinschaft spüren | Lied, Handpuppe, Reim |
| Aufwärmphase | 10 Min. | Aktivierung, Kreislauf anregen | Bewegungsspiel, Tanz |
| Hauptteil | 25–30 Min. | Motorik, Gleichgewicht, Mut | Bewegungslandschaft, Rollbrettstrecke |
| Abschluss & Entspannung | 10–15 Min. | Ruhe, Reflexion, Zusammenhalt | Fantasiereise, Lied, Massagegeschichte |
Freies Spielen als pädagogischer Bestandteil
Freie Bewegungszeit ist kein „Lückenfüller“, sondern zentraler Bestandteil des Kinderturnens. In dieser Phase dürfen Kinder selbst entscheiden, was sie ausprobieren möchten. Das fördert Eigeninitiative, Kreativität und Selbstwahrnehmung.
Erzieher:innen beobachten, sichern und geben bei Bedarf kleine Impulse. Besonders zurückhaltende Kinder gewinnen hier oft Mut, während bewegungsfreudige Kinder lernen, Rücksicht zu nehmen.
Abschlussrituale – Ruhe, Reflexion und Gemeinschaft
Der Abschluss einer Turnstunde sollte ruhig und verbindend sein. Kinder benötigen Zeit, das Erlebte zu verarbeiten.
Beispiele für Abschlussrituale:
- Lied „Alle Leut’“ oder „Tschüss, bis zum nächsten Mal“ – symbolisiert den gemeinsamen Abschluss.
- Abschlussrakete: Trampeln, Klatschen und gemeinsames Jubeln bauen Spannung ab.
- Rückenmassage oder Wettermassage: Fördert Entspannung und Körperwahrnehmung.
- Zauberkreis: Kinder nennen, was ihnen besonders gefallen hat.
- Schlachtruf: Ein motivierender Spruch („Wir sind stark!“) stärkt das Wir-Gefühl.
Diese ruhigen Rituale sind ebenso wichtig wie Bewegung – sie schaffen Übergänge und emotionale Stabilität.
Die 30 besten Spiel- und Bewegungslieder
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Praktische Tipps zur Planung von Kinderturnstunden
- Raumvorbereitung: Geräte und Materialien auf Sicherheit prüfen, klare Wege schaffen.
- Gruppengröße: Ideal sind 8–12 Kinder – so bleibt Übersicht gewährleistet.
- Zeitmanagement: Lieber weniger Stationen, dafür mehr Wiederholungen.
- Regeln einführen: Sicherheitssignale (z. B. Stoppzeichen) regelmäßig wiederholen.
- Selbstständigkeit fördern: Kinder beim Auf- und Abbau einbeziehen.
- Variation schaffen: Musik, Geschichten oder Alltagsmaterialien einbauen.
- Reflexion: Am Ende besprechen, was Spaß gemacht hat oder neu gelernt wurde.
Pädagogische Hintergründe – Bewegung als Bildungsprinzip
Kinderturnen ist Teil des Bildungsplans vieler Bundesländer. Es verbindet motorische mit emotionalen und sozialen Lernzielen:
- Selbstwahrnehmung: Kinder erleben, was ihr Körper kann.
- Kooperation: Gemeinsames Spielen fördert Rücksichtnahme und Teamgeist.
- Regelbewusstsein: Warten, Anstellen, Helfen – zentrale soziale Kompetenzen.
- Kognitive Förderung: Bewegungsaufgaben aktivieren beide Gehirnhälften.
- Gesundheitserziehung: Früh gelernte Freude an Bewegung bleibt meist lebenslang erhalten.
Erzieher:innen erfüllen im Kinderturnen eine doppelte Rolle: Sie leiten an, beobachten und schaffen gleichzeitig Raum für Eigeninitiative. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Anleitung und Freiheit ist entscheidend.
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- Suhr, Antje(Autor)
Sicherheit im Kinderturnen
Die Verantwortung für Sicherheit liegt bei den pädagogischen Fachkräften. Dazu gehören klare Abläufe, sichere Geräte und ein wachsames Auge.
Wichtige Grundsätze:
- Alle Geräte müssen kippsicher und frei zugänglich aufgestellt werden.
- Kinder dürfen Geräte erst benutzen, wenn sie erklärt wurden.
- Barfuß oder mit rutschfesten Socken turnen – Schuhe können Stolperfallen sein.
- Bei Gruppen mit Altersmischung sollten Schwierigkeitsgrade angepasst werden.
- Erste-Hilfe-Material griffbereit halten.
Sicherheit bedeutet nicht Einschränkung, sondern ermöglicht angstfreies Lernen.
Bewegungsförderung im Alltag
Nicht jede Kita verfügt über eine Turnhalle. Doch Bewegung kann überall stattfinden – im Gruppenraum, auf dem Flur oder im Garten.
Ideen für den Alltag:
- Bewegungsspiele im Morgenkreis („Ich mache die Katze nach…“)
- Tanzpausen zwischen Lernphasen
- Balancierübungen auf Linien am Boden
- Spaziergänge mit Aufgaben („Finde drei runde Dinge“)
- Miniparcours aus Stühlen, Seilen und Decken
So wird Bewegung Teil der Alltagskultur, nicht nur Teil des Wochenplans.
FAQ – Häufige Fragen rund ums Kinderturnen
Wie oft sollte Kinderturnen in der Kita stattfinden?
Ein- bis zweimal pro Woche sind optimal. Regelmäßigkeit fördert Routine und Vertrautheit.
Welche Materialien eignen sich für kleine Gruppen?
Bälle, Reifen, Sandsäckchen, Tücher, Seile, Pylonen, Decken und Alltagsgegenstände bieten unendliche Variationsmöglichkeiten.
Was tun, wenn Kinder nicht mitmachen wollen?
Druck vermeiden. Passive Teilnahme (zusehen, aufbauen helfen) ist auch eine Form des Lernens. Oft steigen Kinder später von selbst ein.
Wie lässt sich Kinderturnen dokumentieren?
Fotos, Beobachtungsbögen oder kleine Reflexionsrunden unterstützen pädagogische Nachweise und Entwicklungsbeobachtungen.
Wie kann Bewegung in andere Bildungsbereiche eingebunden werden?
Bewegungsgeschichten fördern Sprache, Rhythmusspiele trainieren Musikverständnis, und Bewegung im Freien stärkt Naturerfahrung.
Zitat:
„Wenn Kinder sich frei bewegen dürfen, bewegen sie auch etwas in sich – das ist die eigentliche Kraft des Kinderturnens.“ – Sandra, Redaktion kitapilot.de





