Die Meningokokken-B-Impfung hat in Deutschland 2024 einen wichtigen Statuswechsel erfahren: Sie ist für Säuglinge zur Standardimpfung geworden und lässt sich bei Kleinkindern bis zum fünften Geburtstag nachholen. Damit rückt eine seltene, aber potenziell sehr schwere bakterielle Erkrankung stärker in den Fokus: die invasive Meningokokken-Erkrankung mit Hirnhautentzündung und Sepsis. In diesem Leitfaden bündeln wir die aktuellen Empfehlungen, erklären das Dosierungsschema, ordnen häufige Nebenwirkungen ein und zeigen, wie die Kostenübernahme in der Praxis funktioniert. Von „Meningokokken B Impfung wie oft?“ bis „wie lange Fieber nach Meningokokken B Impfung?“- wir beantworten eure Fragen in diesem Beitrag.
Sandra (Redaktion): „Selten heißt nicht harmlos. Für Säuglinge und Kleinkinder senkt eine frühzeitige MenB-Impfung das Risiko schwerer Verläufe – und zwar genau in der Phase, in der das Erkrankungsrisiko am höchsten ist.“
Die B-Impfung ist nicht mit der Meningokokken-C-Impfung zu verwechseln, die weiterhin einmalig im zweiten Lebensjahr empfohlen wird. Ergänzend können – je nach Reise, Studium oder individuellem Risiko – Konjugatimpfstoffe gegen A, C, W, Y sinnvoll sein. Im Folgenden erklären wir die Unterschiede, damit Ihr eine fundierte Entscheidung trefft und Eure Termine effizient plant.
Warum Meningokokken B relevant sind
Bakterielle Meningitiden sind in Deutschland selten, verlaufen aber häufiger schwer als virale Formen. Offizielle Gesundheitsportale berichten für bakterielle Meningitis Inzidenzen von < 1 pro 100.000 Einwohner pro Jahr; Meningokokken treffen besonders Säuglinge und Einjährige. Virale Meningitis ist häufiger, verläuft aber typischerweise milder. Diese Relation erklärt, warum die Prävention gegen invasive Meningokokken-Erkrankungen so betont wird. Gesundheitsportal+1
Seit Januar 2024 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die Standardimpfung gegen Serogruppe B für alle Säuglinge ab 2 Monaten, mit Nachholen bis < 5 Jahre. Das für diese Altersgruppe verfügbare Präparat (Protein-basierter Vierkomponenten-Impfstoff 4CMenB/Bexsero) wird im 2+1-Schema gegeben. Die Empfehlung wurde 2025 in den STIKO-Unterlagen bekräftigt. Robert Koch-Institut+1
Impfempfehlung 2025: Schema, Nachholen, Kombinationen
Die wichtigste praktische Frage lautet: Wie oft wird die Meningokokken-B-Impfung gegeben? Für Säuglinge gilt das 2+1-Schema: 2., 4. und 12. Lebensmonat. Damit entsteht früh ein Basis- und später ein anhaltenderer Schutz. Robert Koch-Institut+1
Wird die Grundimmunisierung verspätet begonnen, ändert sich die Dosiszahl je nach Alter:
– 12–23 Monate: zwei Dosen im Mindestabstand von 2 Monaten plus eine dritte Dosis 12–23 Monate nach Dosis 2.
– ≥ 24 Monate bis < 5 Jahre: zwei Dosen im Mindestabstand von ≥ 1 Monat. Robert Koch-Institut
Koadministration im Säuglingsalter
Um die Zahl der Termine zu reduzieren, empfiehlt die STIKO die gleichzeitige Gabe mit anderen Standardimpfungen (z. B. 6-fach, Pneumokokken, Rotavirus bzw. im 12. Monat mit MenC). Injektionen werden üblich an beiden Oberschenkeln verabreicht; der Abstand zwischen zwei Einstichen soll ≥ 2 cm betragen. Bei Kombinationen können Fieber und lokale Reaktionen stärker ausfallen – das ist erwartbar. Robert Koch-Institut
Sandra (Redaktion): „Plant die Termine frühzeitig – idealerweise zu den ohnehin anstehenden U-Untersuchungen. So bleibt der Schutz lückenlos und Ihr spart Wege.“
Sicherheit, Reaktogenität und typische Nebenwirkungen
Die B-Impfung gilt als sicher, ist aber reaktogener als viele andere Kinderimpfungen. Häufige, meist milde und vorübergehende Reaktionen sind Fieber, Schmerzen, Rötung/Schwellung an der Einstichstelle sowie Unruhe oder Appetitminderung. Meist klingen diese innerhalb weniger Tage ab. Schwere Impfkomplikationen sind sehr selten. Robert Koch-Institut
Für Kinder unter 2 Jahren empfiehlt die STIKO wegen der höheren Reaktogenität eine prophylaktische Gabe von Paracetamol, zeitgleich oder kurz nach der Impfung – dosiert nach Körpergewicht und Alter und gemäß ärztlicher Anleitung. Die vorbeugende Gabe schwächt die Immunantwort nicht. Bitte beachtet, dass sich konkretes Dosieren nach dem Kinderarzt richtet. Robert Koch-Institut+1
Wie lange Fieber nach Meningokokken-B-Impfung? In der Praxis tritt Fieber innerhalb der ersten 24–48 Stunden auf und klingt meist innerhalb weniger Tage ab. Bei anhaltend hohem Fieber, reduzierter Trinkmenge oder deutlichem Krankheitsgefühl solltet Ihr ärztlich abklären lassen. (Ein exakter Verlauf variiert individuell; orientiert Euch an der ärztlichen Beratung und der Packungsinformation.) Hinweis: Bexsero und andere MenB-Impfstoffe sollten nicht austauschbar in einer Serie gemischt werden. gskpro.com
Wirksamkeit, Grenzen und andere Serogruppen (C, ACWY)
Wirksamkeit: MenB-Impfstoffe bieten guten individuellen Schutz gegen viele, aber nicht alle zirkulierenden B-Stämme. Ein Populationseffekt (Herdenschutz) ist nicht zu erwarten, da die asymptomatische Besiedlung des Nasen-Rachen-Raums nicht sicher verhindert wird. Die Schutzdauer wird fortlaufend evaluiert; Booster über das 2+1-Schema hinaus sind für Standardkinder derzeit nicht vorgesehen. (Für spezielle Risiken gelten Indikationsimpfungen.) Robert Koch-Institut
Abgrenzung zu C und ACWY:
– Meningokokken C (MenC): einmalig im 2. Lebensjahr (Nachholen bis < 18 Jahre).
– ACWY: für Risikogruppen, Reisen in endemische Regionen, Pilgerreisen, teils Studium/Ausbildung je nach Zielland bzw. Vorgaben. In Deutschland dominieren die Serogruppen B und C; W und Y kommen vor, X spielt hierzulande kaum eine Rolle. Infektionsschutz

Die MenB-Impfung schützt Kinder früh vor schweren Meningokokken-Erkrankungen.
Kostenübernahme: So funktioniert die Kassenleistung
Mit der Umsetzung der STIKO-Empfehlung hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) die Schutzimpfungs-Richtlinie angepasst. Seit 30. Mai 2024 ist die Meningokokken-B-Impfung für GKV-Versicherte eine Pflichtleistung – für Säuglinge im 2+1-Schema und für Nachholimpfungen bis < 5 Jahre, sofern die Richtlinienvoraussetzungen erfüllt sind. Regionale Kassenärztliche Vereinigungen haben die Abrechnung schrittweise technisch umgesetzt. Gemeinsamer Bundesausschuss+2Gemeinsamer Bundesausschuss+2
Praktisch heißt das: Kinderärzt:innen rechnen die Impfung über die Kasse ab. Falls in der Übergangsphase privat bezahlt werden musste, können Erstattungen je nach Kasse möglich sein – hierzu bitte die Hinweise Eurer Krankenkasse beachten. Die einmalige MenC-Impfung ist schon länger Kassenleistung, Nachholen bis < 18 Jahre inklusive. Gemeinsamer Bundesausschuss
Kompakt-Tabelle: Schema, Altersfenster, Kosten, Kombinationen
| Thema | Standard für Säuglinge | Nachholen | Kostenübernahme GKV | Koadministration | Hinweise |
|---|---|---|---|---|---|
| MenB (Bexsero, 4CMenB) | 2, 4, 12 Monate (2+1) | bis < 5 Jahre (12–23 M: 2 Dosen + Booster nach 12–23 M; ≥ 24 M: 2 Dosen ≥ 1 M Abstand) | Ja, seit 30. 05. 2024 | Mit 6-fach, Pneumokokken, Rotavirus; im 12. Monat mit MenC möglich | Reaktogener – Paracetamol-Prophylaxe < 2 J. nach ärztl. Anleitung |
| MenC (Konjugat) | – | einmalig im 2. LJ (Nachholen bis < 18 J.) | Ja | 12-Monats-Termin mit 3. MenB-Dosis kombinierbar | Prüft Impfpass bei jeder Arztkonsultation |
| ACWY (Konjugat) | – | Nach Indikation/Reise | Je nach Indikation | – | Sinnvoll bei Reisen, Pilgerfahrt, Studium, besonderen Risiken |
Quellen: STIKO/RKI, G-BA, gesund.bund. Gesundheitsportal+4Robert Koch-Institut+4Robert Koch-Institut+4
Praxisnah: Terminplanung, Fiebermanagement, Dokumentation
Eure U-Untersuchungen eignen sich ideal, das 2+1-Schema ohne Extrawege einzuhalten. Notiert Euch Abstände und kontrolliert den Impfpass bei jeder Konsultation. Für Frühgeborene ist keine Schema-Anpassung nötig. Wenn Fieber auftritt, achtet auf Trinken, Kuschelkontakt und Ruhe – genauere Maßnahmen klärt Ihr mit Eurer Kinderarztpraxis. Robert Koch-Institut
Bei Reisen oder besonderen Lebenslagen (z. B. Semesterstart im Ausland, Pilgerreise, medizinische Risiken) prüft Ihr zusätzlich ACWY bzw. spezifische Ländervorgaben. Für Gesundheitsfachkräfte besteht keine generelle Men-Impfempfehlung – bei Exposition gelten andere Maßnahmen (z. B. Chemoprophylaxe). Robert Koch-Institut

Ein High-Five nach dem Pieks – positive Impferfahrung stärkt die Routine.
Häufige Fragen (FAQ) – kurz & präzise
Wie oft ist die Meningokokken-B-Impfung nötig?
Im Säuglingsalter dreimal (2, 4, 12 Monate). Bei späterem Beginn bis < 5 Jahren je nach Alter 2–3 Dosen. Robert Koch-Institut
Wann tritt Fieber nach der MenB-Impfung auf – und wie lange?
Typischerweise innerhalb der ersten 24–48 Stunden, meist selbstlimitierend in wenigen Tagen. Bei Unsicherheit bitte ärztlich abklären. Robert Koch-Institut
Welche Nebenwirkungen kommen häufig vor?
Fieber, Rötung/Schwellung, Schmerzen an der Einstichstelle, Unruhe. Sie sind erwartbar und klingen für gewöhnlich ab. Robert Koch-Institut
Ist Paracetamol sinnvoll?
Für Kinder < 2 Jahren empfiehlt die STIKO eine prophylaktische Paracetamol-Gabe zur Fieber-/Schmerzprophylaxe – Gewichts-/Altersdosierung bitte mit der Praxis abstimmen. Robert Koch-Institut
Wie hoch ist das Risiko für Meningokokken-Erkrankungen?
In Deutschland selten (bakterielle Meningitis < 1/100.000 jährlich), mit Schwerpunkt bei Säuglingen/Einjährigen – daher die frühe Impfung. Gesundheitsportal
Schützt die Impfung auch andere (Herdenschutz)?
Ein indirekter Populationseffekt ist nicht belegt, da die Besiedlung des Nasen-Rachens nicht zuverlässig verhindert wird. Robert Koch-Institut
Wie unterscheidet sich B von C und ACWY?
B: Standard im Säuglingsalter. C: einmalig im 2. Lebensjahr (Nachholen bis < 18 J.). ACWY: Indikation/Reisen. Infektionsschutz
Wer übernimmt die Kosten?
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen MenB seit 30. 05. 2024 (gemäß G-BA-Richtlinie). MenC ist ohnehin Kassenleistung. Gemeinsamer Bundesausschuss+1
Kann man MenB-Impfstoffe mischen?
Serien sollten nicht mit unterschiedlichen MenB-Impfstoffen gemischt werden, sofern nicht ausdrücklich zulässig. gskpro.com
Gibt es saisonale Häufungen?
Der Erkrankungsgipfel liegt in gemäßigten Klimazonen häufig Anfang des Jahres – die Impfung richtet sich dennoch strikt nach dem Kalenderalter. Gesundheitsportal
