Mehrsprachigkeit in der Kita wird für viele Familien in Deutschland immer wichtiger. Immer mehr Kinder wachsen heute mit zwei oder mehr Sprachen auf – sei es durch die familiäre Herkunft, internationale Lebensumstände oder bewusste Sprachförderung. Der frühe Umgang mit mehreren Sprachen prägt nicht nur die kindliche Sprachentwicklung, sondern hat auch Auswirkungen auf das soziale Miteinander, das Selbstwertgefühl und spätere Bildungschancen.
In diesem Beitrag beleuchten wir, wie Kitas mit Mehrsprachigkeit umgehen, welche Vorteile und Herausforderungen sie mit sich bringt – und wie Eltern ihr mehrsprachiges Kind bestmöglich unterstützen können.

Mehrsprachige Kinder in der KitaMehrsprachige Kinder in der Kita
Was bedeutet Mehrsprachigkeit in der Kita?
Unter Mehrsprachigkeit versteht man die Fähigkeit, zwei oder mehr Sprachen zu verstehen oder zu sprechen. In der Kita begegnen Fachkräfte Kindern, die bereits zuhause mehrere Sprachen sprechen oder durch gezielte pädagogische Konzepte an neue Sprachen herangeführt werden. Das kann Deutsch in Kombination mit Türkisch, Arabisch, Polnisch, Englisch oder jeder anderen Sprache sein. Mehrsprachigkeit ist dabei nicht nur eine sprachliche, sondern auch eine kulturelle Ressource.
Warum ist Mehrsprachigkeit in der Kita so wichtig?
Die frühe Kindheit ist eine besonders sensible Phase für den Erwerb von Sprache. Kinder lernen in dieser Zeit mit Leichtigkeit, Laute und grammatische Strukturen zu erfassen. Wird ihnen frühzeitig der Zugang zu mehreren Sprachen ermöglicht, profitieren sie oft ein Leben lang davon. Studien zeigen, dass mehrsprachige Kinder oft eine erhöhte kognitive Flexibilität, ein besseres Sprachverständnis und ein stärker ausgeprägtes interkulturelles Bewusstsein entwickeln.
Mehrsprachigkeit in der Kita ist also nicht nur ein Thema für Familien mit Migrationsgeschichte – auch deutschsprachige Familien profitieren von einem mehrsprachigen Umfeld, z. B. durch bilinguale Kitas oder interkulturelle Projekte.
Wie gehen Kitas mit Mehrsprachigkeit um?
Viele Kitas in Deutschland haben Konzepte entwickelt, um Mehrsprachigkeit zu fördern. Dabei gibt es unterschiedliche Ansätze:
- Einige Einrichtungen arbeiten mit dem Immersionsprinzip: Eine Erzieherin spricht ausschließlich in einer Fremdsprache mit den Kindern.
- Andere setzen auf Sprachförderung in Kleingruppen, in denen gezielt Wortschatz und Grammatik aufgebaut werden.
- In manchen Kitas werden Eltern aktiv eingebunden, um z. B. Geschichten in der Herkunftssprache vorzulesen oder Lieder mitzubringen.
Wichtig ist, dass Mehrsprachigkeit nicht als Defizit, sondern als Ressource verstanden wird. Gute Einrichtungen legen Wert auf eine wertschätzende Haltung gegenüber allen Sprachen und Kulturen.
Welche Herausforderungen gibt es?
Trotz vieler positiver Aspekte ist Mehrsprachigkeit in der Kita auch mit Herausforderungen verbunden. Besonders häufig treten Unsicherheiten auf, wenn Kinder anfangs wenig oder kein Deutsch sprechen. Eltern befürchten mitunter, dass ihr Kind überfordert sein könnte oder keine der beiden Sprachen richtig lernt. Auch pädagogische Fachkräfte benötigen Fortbildungen, um Sprachentwicklung differenziert beobachten und fördern zu können.
Ein häufiger Irrglaube ist, dass Kinder nur dann richtig sprechen lernen, wenn sie ausschließlich auf Deutsch angesprochen werden. Doch das Gegenteil ist oft der Fall: Kinder, die in ihrer Erstsprache gefestigt sind, haben es leichter, eine weitere Sprache zu erwerben.
Wie können Eltern ihr mehrsprachiges Kind unterstützen?
Eltern spielen eine zentrale Rolle beim Spracherwerb. Wichtig ist, dass sie zu Hause konsequent und mit Freude in der Sprache sprechen, die ihnen emotional am nächsten ist – das stärkt die Sprachbindung. Regelmäßiges Vorlesen, gemeinsames Singen oder Reimen sind einfache, aber wirkungsvolle Wege, Sprachentwicklung zu fördern.
Eltern sollten auch aktiv den Austausch mit den Erzieherinnen und Erziehern suchen, um sprachliche Entwicklungen ihres Kindes zu besprechen. Gibt es in der Kita die Möglichkeit, die eigene Sprache einzubringen, sollte diese Chance genutzt werden.
Ein gutes Zusammenspiel zwischen Familie und Kita schafft ein unterstützendes Umfeld, in dem Kinder ihre sprachlichen Fähigkeiten entfalten können – egal in welcher Sprache.
Was sagt die Wissenschaft zur Mehrsprachigkeit in der Kita?
Die Forschung ist sich weitgehend einig: Mehrsprachigkeit stellt kein Risiko für die Sprachentwicklung dar – im Gegenteil. Prof. Dr. Annick De Houwer, eine international führende Expertin für frühen bilingualen Erwerb, betont:
„Kinder können zwei oder mehr Sprachen gleichzeitig lernen, wenn sie regelmäßig hochwertigen Input in diesen Sprachen erhalten. Das gilt auch für den Kita-Alltag.“
Wissenschaftliche Studien zeigen zudem, dass Kinder, die mehrsprachig aufwachsen, langfristig keine sprachlichen Nachteile haben – vorausgesetzt, sie erhalten kontinuierliche Unterstützung in beiden.
Tabelle: Überblick – Mehrsprachigkeit in der Kita
Aspekt | Beschreibung |
---|---|
Definition | Fähigkeit, zwei oder mehr Sprachen zu sprechen oder zu verstehen |
Vorteile | Kognitive Flexibilität, bessere Sprachkompetenz, interkulturelles Verständnis |
Herausforderungen | Unsicherheiten bei Eltern, fehlende Fachkenntnisse bei Erziehenden |
Unterstützungsmaßnahmen | Sprachförderung in der Kita, konsequenter Gebrauch der Muttersprache zu Hause |
Wissenschaftliche Einschätzung | Mehrsprachigkeit fördert die Sprachentwicklung, wenn sie gut begleitet wird |
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Mehrsprachigkeit in der Kita
Ab wann ist Mehrsprachigkeit bei Kindern sinnvoll?
Kinder können von Geburt an mehrere Sprachen lernen. Wichtig ist, dass sie regelmäßig und in natürlicher Umgebung mit den Sprachen in Kontakt kommen.
Kann Mehrsprachigkeit zu Sprachverwirrung führen?
Nein. Kinder sind in der Lage, Sprachen voneinander zu unterscheiden, auch wenn sie abwechselnd in verschiedenen Sprachen angesprochen werden. Es braucht jedoch Geduld und Kontinuität.
Sollten Eltern zu Hause nur Deutsch sprechen, damit das Kind schneller Deutsch lernt?
Nein. Eltern sollten die Sprache sprechen, in der sie sich am wohlsten fühlen. Eine stabile Erstsprache hilft beim Erlernen weiterer Sprachen.
Wie finde ich eine Kita mit mehrsprachigem Konzept?
Viele Kitas weisen auf ihrer Website auf mehrsprachige Angebote hin. Auch das persönliche Gespräch bei der Anmeldung hilft weiter. In Ballungsgebieten gibt es häufiger bilinguale Einrichtungen.
Was tun, wenn das Kind in der Kita kaum spricht?
Das sogenannte „stille Beobachten“ ist normal. Kinder brauchen Zeit, um sich sicher zu fühlen. Eltern sollten mit den Erzieher*innen im Austausch bleiben und ihr Kind ermutigen, ohne Druck aufzubauen.
Fazit: Mehrsprachigkeit als Chance begreifen
Mehrsprachigkeit in der Kita ist längst gelebter Alltag und bietet enorme Chancen – sowohl für die Kinder als auch für die Gesellschaft. Damit diese Ressource bestmöglich genutzt werden kann, braucht es gut qualifizierte Fachkräfte, offene Konzepte und eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern. Wer die sprachliche Vielfalt wertschätzt und gezielt fördert, legt einen wichtigen Grundstein für Bildungserfolg und gesellschaftliche Teilhabe.